In der Messtechnik vollzog sich vor rund 20 Jahren ein Paradigmenwechsel: Hersteller begannen damit, ihre Datenlogger und die Messdatenerfassungsgeräte mit einer RJ45-Buchse auszustatten sowie einem Ethernet-Protokoll. Damit wuchsen Prüfstand, Labor- und Büroarbeitsplatz zusammen – aber der Einzug der Messtechnik in die IT-Welt brachte auch Probleme mit sich.
Intelligente Messtechnik: sie benötigt (fast) keine IT
Seinerzeit waren messtechnische Aufgaben und Prüfstände eher Insellösungen. Mit der Ethernet-Schnittstelle in der Messtechnik entstanden neue Möglichkeiten, wie vollautomatisierte Datenarchivierungs- und Backuplösungen und das ganz ohne Austausch einer Diskette. Dazu kam, dass die Arbeit zwischen Versuch und Auswertung deutlich effizienter wurde.
Heute ist quasi jedes hochwertige Datenerfassungsgerät mit einer Schnittstelle ausgestattet, schon allein bedingt durch die weite Verbreitung der Ethernet-Netzwerkschnittstellen in der Technik und Officewelt. Die IT betrachtet diese Geräte längst als ganz normale Teilnehmer in „ihrem“ Netzwerk, doch eben genau dort liegen oft die Schwierigkeiten, Probleme und Reibungspunkte.
Messtechnik und IT im Vergleich
Die messtechnischen Aufgaben sind heute sehr vielfältig und zugleich wachsen Messtechnik und IT zusammen. Das Zusammenspiel dieser beiden Welten bringt allerdings die unterschiedlichsten Probleme mit sich. Hier einmal einige Beispiele, die Konfliktpotenzial zwischen Messtechnikern und IT-lern sorgen:
Updates der Rechner und Server: Oft sind die Messdatenerfassungen für den 24/7-Betrieb ausgelegt. Jedoch fährt die IT am Abend und am Wochenende ihre Updates und führt Wartungsarbeiten durch. Die Folge ist, dass sich die Messdaten nicht mehr zuverlässig archivieren lassen. Das Resultat sind Unterbrechungen in der Datenaufzeichnung und der ungewollte Abbruch von Prüfaufgaben.
Updates der messtechnischen Software: Es kommt häufiger in der Praxis vor, dass Software-Updates mehrere Monate in der IT benötigen, bis das sie installiert werden können.
Datenarchivierung auf Servern: Besonders bei Lebensdauerprüfungen kommt es zu einer Vielzahl von Messdaten. In diesem Aspekt streikt die IT oftmals, da die Server von diesen Daten unnötig belastet werden und zu viel Speicherplatz einnehmen.
Nutzung von SIM-Karten für mobile Messaufgaben und Ankopplung an das Netzwerk: Dabei handelt es sich um eine besonders kritische Aufgabe, da hier zum einen die IT Vorgaben erfüllen muss, die vom Anwender allein nicht umsetzbar sind – doch die IT fühlt sich nicht verantwortlich für die Messtechnik.
Doch diese Probleme müssen keine sein und können gelöst oder zumindest gemindert werden.
Eine Messtechnik unabhängig von der IT im Dauereinsatz
Für die Messtechnik ist ein 24/7 Einsatz in vielen Anwendungen unabdingbar. Beispielsweise bei den Lebensdauerversuchen in der Automobilindustrie, bei den es zu einer Vielzahl von messtechnischen Aufgaben kommt, die bis zu 3000 Stunden an Daten erfassen müssen und das ohne jegliche Unterbrechung. Eben diese Anforderung gibt ganz klar vor, dass sie Software-Updates und die Pflege der IT-Struktur, diese Messanwendungen nicht antasten dürfen.
Eben dafür gibt es die modernen Datenerfassungen wie die Datenlogger, die vielfältige Aufgaben übernehmen, wie bspw. Steuerungs- und Regelfunktionen und Überwachungs- und Vorverarbeitungsaufgaben. Von den Geräten werden die Prüflinge stimuliert, sie führen Prüfungsabläufe selbstständig durch und überwachen diese und das in der Regel ohne PC. Durch diese funktionale Vielseitigkeit sind die Datenlogger unabhängig von zusätzlichen Komponenten, wie bspw. SPS oder Überwachungs- und Alarmierungseinrichtung.
Diese autarken Datenerfassungsgeräte verfügen über eine Funktionsvielfalt, die es dem Anwender ermöglicht, die Mess-, Steuer- und Überwachungsaufgaben ganz nach den eigenen Wünschen und Anforderungen umzusetzen. Diese Funktionen, die sogenannten Software-Kanäle, lassen sich einfach konfigurieren und dadurch entfällt eine aufwendige Programmierung. Die Messtechnik entkoppelt sich durch die modernen Datenlogger komplett von der IT-Welt, denn von den PCs werden ausschließlich die Daten visualisiert, aber sie steuern nicht mehr die Prüfungsabläufe.
Die Messdatenerfassungen über einen internen Speicher, werden die einlaufenden Messdaten zyklisch und/oder ereignisgesteuert für eine zuverlässige Datenspeicherung abgelegt. Von einem Speicher wird sichergestellt, dass stets die aktuellen Daten vorliegen und archiviert werden. Parallel zur Speicherung im Gerät, gibt es noch einen Server im Netzwerk, auf dem die Daten online und/oder zeit- oder ereignisgesteuert zyklisch gesichert werden.
Zwischen IT und Messtechnik muss kein Streit entstehen
IT-Restriktionen und Messdatenerfassung – dabei handelt es sich nicht um einen Widerspruch, besonders im Hinblick auf die technischen Möglichkeiten der modernen Hard- und Software. Die autarke und zuverlässige Arbeitsweise in der Messhardware, ein durchgängiges Datensicherungskonzept und eine moderne Softwarekomponente sind dafür die Voraussetzung.
Die PC-Software-Updates und die Wartungsarbeiten im Netzwerk, die oft nach Feierabend oder am Wochenende vorgenommen werden, stellen in keiner Weise mehr eine Gefahr für die Prüf- und Überwachungstechnischen Messaufgaben dar. Selbst ein Anwender, der es schafft, durch seine umfangreiche bilder-, Musik- und Video-Sammlung die Festplatte des Messrechners zu sprengen, und somit die Messdatensicherung stoppen würde, kann dank dem eingebauten Datenspeicher im Gerät glücklicherweise weiterhin auf seine Messdaten zugreifen.
Es finden sich die verschiedenen Datenlogger, die für eine optimale Ausstattung der Bereiche sorgen, bei denen Messungen durchgeführt werden sollen. Im Fokus stehen grundsätzlich die Genauigkeit der Messergebnisse, für die Auswertung der Daten und die Übertragung der Daten. Aber auch die Datensicherung sowie die Wiederholbarkeit der Messungen stellen bei der Auswahl einen wichtigen Faktor dar.
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