Bei den Herstellern und Zulieferern arbeiten Hunderttausende. Durch die Corona-Krise kam es in der Autoindustrie zu einem Nachfrage-Tief – wobei die Zulieferer von der Krise härter getroffen werden als die Autokonzerne selbst. Bereits ein kleiner Zulieferer kann Weltkonzerne wie BMW, VW oder Mercedes schachmatt setzen, wenn er ausfällt.
Eines ist klar, die Automobilproduktion in Deutschland kann nur dann wieder zu 100% laufen, wenn sichergestellt ist, dass die gesamte Lieferkette stabil funktioniert. Das beginnt bei den kleinen wichtigen Dingen, wie Schrauben, das schwer entflammbare Aluminiumklebeband für die Kabelsatzwickelungen beispielsweise bis hin zu Plastikteilen, für den Innenraum.
Historischer Einbruch bei den Neuzulassungen
Gestörte Lieferketten, geschlossene Autohäuser – dies sorgte im 1. Halbjahr für einen historischen Einbruch bei den Neuzulassungen. Selbst der Juni hat für die deutsche Automobilindustrie kaum eine Entlastung gebracht. Im vergangenen Monat gab es bundesweit 220.272 Neuzulassungen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das rund ein Drittel weniger, wie vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) mitgeteilt wurde.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller erklärte, dass die Minusraten langsam kleiner werden. Nach ihren Angaben waren die Neuzulassungen im Mai um rund 50 Prozent eingebrochen. Aber dennoch setzte sich der Abwärtstrend in der Autobranche zunächst fort.
Im ersten Halbjahr 2020 betrug die Zahl der Neuzulassungen laut dem VDA 1,21 Mio. Einheiten. Das bedeutet einen Einbruch um 35 Prozent. Der Verband geht für das gesamte Jahr von einem Rückgang von rund 23 Prozent in Deutschland aus – vorausgesetzt es gibt keine zweite Welle an Neuinfektionen. Weiter heißt es, dass der europäische Markt ähnlich stark schrumpfen wird (minus 24%). Glimpflicher wird der Einbruch in den USA und in China ausfallen. Dort wird mit einem Rückgang von 18 bzw. 10 Prozent gerechnet. Mueller erklärte, dass der Einbruch der Märkte in seinem Ausmaß und in seinem globalen Umfang beispiellos sei.
Dies belegen auch die Zahlen der Beschäftigten in Deutschland. Dem Verband zufolge arbeiteten 814.000 Menschen Anfang April in der Branche und das sind damit drei Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres. Die Verbandsvorsitzende erklärte, dass die Lage deutlich dramatischer ohne Kurzarbeit wäre. Zur Zeit ist von den 814.000 Mitarbeitern jeder zweite in Kurzarbeit. Von den Herstellern gibt es inzwischen laut Müller erste Signale, dass die Kurzarbeit zurückgefahren werde.
Es gibt Konjunkturpakete für die Nachfrage
Die Bundesregierung hat bereits Anfang Juni ein umfangreiches Konjunkturpaket aufgelegt, um die Nachfrage wieder anzukurbeln. Die Anschaffung eines Neuwagens soll durch höhere Kaufprämien für Elektroautos und einer geringeren Mehrwertsteuer für die Verbraucher attraktiver werden und der Autobranche helfen, aus der Absatzkrise zu kommen. Bereits Anfang Juni trat die Senkung der Mehrwertsteuer in Kraft, doch ob sie was bringt und zu einer Trendwende führt, das bleibt abzuwarten.
Jedoch gibt es einige Anzeichen dafür, dass sich in den kommenden Monaten die Lage etwas erholen könnte. Demnach ist der Auftragseingang bei den deutschen Herstellern ein Indiz dafür. In den ersten sechs Monaten lag dieser im Inland noch um die 28 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Doch im Juni kam es zu einem Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allerdings bleiben die Aufträge aus dem Ausland weiterhin deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurück.
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft …
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Rezession und die Corona-Pandemie hat die Welt noch voll im Griff. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einer zweiten Welle kommt, sondern ganz im Gegenteil. Aber was bedeutet dies nun für die Autoindustrie?
Wir wissen alle, dass es Epidemien und Pandemien schon immer gab und die Menschheit hat sie alle überlebt. Damit wird es auch ein Leben nach Corona geben und somit wieder bessere Zeiten für die Wirtschaft – besonders in der Automobilindustrie, die stark betroffen ist. Nur 1973/74 gab es eine Automobilkrise wie diese in der ersten Ölkrise sowie in der Finanzkrise 2009. Doch nach jeder Krise folgte für die Industrie eine fulminante Erholungsphase. Unklar ist momentan nur, wann es zu diesem erneuten Aufschwung kommen und wie stark dieser sein wird.
Die Experten wissen, dass keine Rezession der anderen ähnelt und das gilt auch für die Erholungsphasen. Die Propheten haben es dieses Mal nicht leicht, da keine historischen Anhaltspunkte aus der Vergangenheit für wissenschaftlich fundierte Prognosen nach Pandemieschocks nicht existieren. Dieses Mal ist alles neu und unsicher und das gilt ebenfalls für den Charakter des Sars-Cov2-Virus. Niemand weiß wann es wieder so sein wird, wie immer. Wann das „normale“ Leben wieder einsetzen wird und wann der Autozyklus eine Erholung erlebt.
Eines ist sicher
Gegenüber n-tv.de erklärte Michael Hüther, Direktor IW Köln, dass er Licht im Tunnel sieht. Er ist der Ansicht, dass das Tal der Tränen erreicht sei…. der Absturz… ist zum Halten gekommen. Allerdings konnte bisher keiner dies angesichts der enormen finanziellen Belastungen der Unternehmen, den erwarteten 2,5 Mio. Arbeitslosen und 10 Mio. Kurzarbeitern bemerken. Das ist eine Anzahl, die es in Deutschland so noch nie gegeben hat. Eben diese werden in Zukunft kein neues Auto kaufen – das ist sicher.
Sicher ist dagegen, dass es zu einer wirtschaftlichen Erholung kommen wird und insbesondere zu einer Automobilkonjunktur. Allerdings gehen die Meinungen der Experten, darüber, wann diese einsetzt und wie diese abläuft weit auseinander. Vor 2022 sehen die Pessimisten keine Besserung.